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Urgetreide anbauen: Stefan Staudigl im Interview

Urgetreide auf dem Feld

Stefan Staudigl ist Landwirt und lebt im niederösterreichischen Weikendorf. Seit einigen Jahren baut er Urgetreide wie Waldstaudenroggen und Emmer an. Wir haben mit ihm über seine Arbeit und die besonderen Herausforderungen von Urgetreide gesprochen.

Initiative Urgetreide: Was muss man beim Anbau von Urgetreide beachten, Herr Staudigl?

Stefan Staudigl: Grundsätzlich muss man beim Anbau von Urgetreide nichts Spezielles beachten. Urgetreide wie Emmer oder Waldstaudenroggen eignen sich zusätzlich besonders gut für schwächere Standorte, das heißt, anspruchsvollere Böden, auf denen moderne Sorten weniger gut gedeihen. Die widerstandsfähigen Urgetreide schlagen sich auf solchen Böden im Vergleich hervorragend und erzielen bessere Preise. Auf leichter zu bestellenden Böden lassen sich Urgetreide natürlich erst recht erfolgreich anbauen. Im Grunde ist der Anbau nicht anders als bei modernem Getreide, allerdings sind Einkorn und Emmer im Vergleich weniger ertragreich, dafür aber eben vor allem auf schwierigen Böden pflegeleichter und robuster.

Initiative Urgetreide: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile des Urgetreide-Anbaus?

Stefan Staudigl: Allgemein ist der Deckungsbetrag bei Urgetreide-Arten wie z. B. Waldstaudenroggen sehr gut und im Vergleich zu modernen Sorten von Vorteil. Zudem ist der Anbau mit wenig Aufwand verbunden, da Urgetreide widerstandsfähiger sind und auf den Einsatz von Pflanzenschutz und Düngung fast vollständig verzichtet werden kann. Ich baue beispielsweise seit Jahren Waldstaudenroggen an und musste in der ganzen Zeit kaum düngen und konnte auf Pflanzenschutz ganz verzichten. Das ist wirklich ein sehr großer Vorteil von Urgetreide.

Initiative Urgetreide: Welche Termine im Jahr muss ein Landwirt beim Anbau von Getreide und insbesondere bei Urgetreide beachten?

Stefan Staudigl: Für Urgetreide wie für moderne Getreide sind Saatzeit und Erntezeit wichtige Phasen im Anbaujahr. Hier bei uns in Österreich ist die Saatzeit für Urgetreide wie Waldstaudenroggen oder Emmer Anfang Oktober. Das kann je nach Region um einige Wochen variieren. Wichtig für Urgetreide ist, dass man früh genug vor dem ersten Frost die Saat erledigt, damit die Pflanzen zum Winterbeginn ausreichend starke Wurzeln entwickelt haben und robust genug für die kalte Jahreszeit sind.

Im Anbaujahr gibt es zudem Unterschiede zwischen einzelnen Urgetreiden. So blüht Waldstaudenroggen bei uns schon im Mai, Emmer erst einige Wochen später im Laufe des Junis. Die Erntezeit liegt für uns in Österreich bei Emmer in der letzten Juniwoche bis Anfang/Mitte Juli. Das variiert je nach Wetter von Jahr zu Jahr leicht. Waldstaudenroggen wird eher im Juli geerntet. In anderen Regionen, z. B. in Norddeutschland, liegt die Erntezeit eher um Mitte Juli/Anfang August.

Initiative Urgetreide: Hat die Nachfrage in Bezug auf Urgetreide in den letzten Jahren zugenommen?

Stefan Staudigl: Für mich als Landwirt ist die Nachfrage auf einem guten Niveau stabil. Ich arbeite mit einem festen Vertragspartner zusammen, der mir jedes Jahr meine Erträge von meinem ca. zehn Hektar großen Feld abnimmt. Ich glaube aber, dass die Nachfrage in den letzten Jahren  zugenommen hat. Man merkt schon, dass das Thema Urgetreide allgemein auf deutlich mehr Interesse stößt in der letzten Zeit.

 

 

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